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Geschichte

oldySeit über 90 Jahren so lange gibt es jetzt schon Handball in unserer Kleinstadt Meuselwitz.
Eine lange Zeit mit vielen schönen Erfolgen, aber auch einigen Durststrecken.
Wir haben den Versuch unternommen, den Weg der Meuselwitzer Handballer vom Ursprung bis heute in einer kleinen Chronik zusammenzustellen. Mit Sicherheit ist uns dieses oder jenes Ereignis aus vergangenen Tagen durch die Lappen gegangen, weil wir einfach kaum noch Zeitzeugen von den Anfangsjahren antreffen. So möchten wir an dieser Stelle alle aufrufen, die weitere interessante Angaben zur Meuselwitzer Handballgeschichte machen können, uns dies mitzuteilen, um den Handballfreunden von morgen mehr über ihre Vorbilder von gestern erzählen zu können.
So also fing alles an…
Eigentlich begann es gar nicht mit Handball. Vor über 75 Jahren, 1921, hatten junge Meuselwitzer Arbeitersportler auf dem Turnplatz an der alten Wintersdorfer Straße angefangen, Raffball zu spielen; eine den jüngeren kaum noch bekannte Ballspielart auf Tore von 3 m x 2 m Größe und mit mannschaftlicher Stärke von 10 Spielern. Im Jahre 1922 bildete sich aus Teilen der Raffballmannschaft eine Handballmannschaft, die sich wenig später dem Verein „Freie Turner Meuselwitz“ angeschlossen hat. Das Jahr 1922 geht somit als Gründungsjahr in die Meuselwitzer Handballgeschichte ein.

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1929 – Erste Männermannschaft wird Thüringer Landesmeister

Schnell entwickelte sich auch die Handballmannschaft der „Freien Turner“ zu einer leistungsstarken und geachteten Truppe. Die Handballabteilung reifte heran und bald schon stellten sich schöne Erfolge für den Sport in unserer Kleinstadt ein. 1927 war man bereits mit drei Männer-, einer Frauen-, zwei Jugend- und einer Schülermannschaft am allgemeinen Spielbetrieb beteiligt. Der erste große Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. 1928/29 wurde die erste Mannschaft Bezirksmeister und bereits ein Jahr darauf Landesmeister des 5. Kreises (Thüringen). Auch in den nächsten Jahren kämpften die Handballer unserer Stadt um die Krone in Thüringen. Dabei hatten sie sich mit den Vertretungen aus Jena, Erfurt, Sömmerda, Königsee oder Suhl auseinanderzusetzen und dem einheimischen Publikum tolle Handballkost geboten. Spannende Handballspiele machten weiter Werbung für unseren Sport und der Handball erlebte Anfang der dreißiger Jahre einen enormen Aufschwung.
So meldet der Kreisberichterstatter im Jahre 1930: „Es bereitet jetzt Freude, über den Bezirk Gera zu berichten. Was hier in den letzten Jahren versäumt worden ist, wird jetzt mit größter Schnelligkeit und mit erstaunlichem Eifer nachgeholt. Die Bezirksleitung kann von Woche zu Woche über Neugründungen von Abteilungen bzw. Mannschaften berichten. Waren es in meiner vorigen Sammelmeldung noch 22 Handballmannschaften, so gibt es heute im Bezirk bereits 27 Mannschaften! ……. Erfreulichstes Ereignis ist der Sieg von Meuselwitz über Magdeburg-Fermersleben: 10 :6 ! Danach scheint der Altmeister Meuselwitz wieder in Form zu sein……“.

Meuselwitzer Frauenmannschaft gegen Ende der 1920er Jahre

Meuselwitzer Frauenmannschaft gegen Ende der 1920er Jahre

Seit jenen Tagen genießt unsere Stadt in den Handballkreisen einen guten Ruf. Zu einem absoluten Höhepunkt mit Volksfestcharakter gestaltete sich das Auftreten der deutschen Olympiaauswahl des „Arbeiter-Turn- und Sportbundes“ im Jahre 1931. In der Presse sprach man von einem „Großkamfptag“ für Meuselwitz. In einem Testspiel für die Arbeiterolympiade in Wien 1931 traf diese auf die „Freien Turner Meuselwitz“. Vor mehreren Tausend Zuschauern unterlag Meuselwitz zwar mit 8 : 21 (6 : 10), trotzdem mußte man den Einheimischen großes Engagement bescheinigen. Lange Zeit konnte der Gastgeber gut mithalten, unterlag erst nach beherzten Kampf und erntete verdient den Beifall des begeisterten Publikums. Nicht zuletzt durch solche gutklassigen Spiele gewannen unsere Handballer damals viele begeisterte Zuschauer und Anhänger. Einer der Spielgestalter in den Meuselwitzer Reihen war Hugo Hitzig, Pionier des Handballsports in unserer Stadt und Träger vieler sportlicher Auszeichnungen. Seinem geliebten Handballsport blieb er von 1922 bis ins hohe Alter treu. Er leistete ein Riesenpensum als Aktiver und Übungsleiter in einer Person. Als Handballhochburg hatte der Ruf des Meuselwitzer Handballs weit über die Grenzen unserer Stadt einen guten Klang. Bis 1940 feierte die Meuselwitzer Sportbewegung viele schöne Erfolge. Als jedoch die Waffen des II. Weltkrieges ihr vernichtendes Werk taten, kamen Sport und Spiel zwangsläufig zum erliegen. Der Krieg hinterließ tiefe Wunden. Doch nach Kriegsende schöpfte auch die Meuselwitzer Sportbewegung wieder Hoffnung und besann sich ihrer Tugend.
Die Sportvereine „MSV“ und „Turnverein Eichenkranz“ entstanden. Allmählich fanden sich auch die Handballer auf dem ehemaligen Gemeindesportplatz Zipsendorf (heute Lauffener Ring) zusammen. Mit der Unterstützung der Gummiwerke Meuselwitz wurde der Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen. Die spielstarke Gegnerschaft kam damals aus den umliegenden Gemeinden wie Nißma, Kayna, Spora oder aus Zeitz. Nach 1946 schaffte man immer wieder den Aufstieg in die höhere Spielklasse. Im Jahre 1950 trat die Mannschaft der „BSG Stahl Meuselwitz“ bei.
Mit der Unterstützung der Maschinenfabrik ergaben sich günstigere Bedingungen für den Sport in Meuselwitz. Bald schon konnte man die ersten Erfolge verbuchen. 1951 wurde die erste Mannschaft Thüringer Meister und schaffte sogar den ersehnten Aufstieg in die Landesklasse Thüringen (später DDR-Liga). Die Gegner kamen jetzt aus Magdeburg, Saalfeld, Frauenreuth, Gera, Unterwellenborn, Jena oder Apolda.

Im Jahre 1951 erkämpfte die Erste Mannschaft den Landesmeistertitel

Im Jahre 1951 erkämpfte die Erste Mannschaft den Landesmeistertitel

1954 wurde die Meuselwitzer „Erste“ Hallenhandball-Vizemeister des Bezirkes Leipzig. Namen wie Lothar Kahnt, Kurt Zetzsche, Friedheim Dietzschold, Werner Hermsdorf, Kurt Plaul, Wilhelm Rehnig, Eberhard „Bubi“ Seyfert, Karl Knöfler, Fritz „Alban“ Knöfler, Heinz Bräunlich, Lothar Brumme, Rolf Kröber, Werner Pierer und Erhard Schneider stehen für diese junge, erfolgreiche Handballelf der damaligen Zeit. Unvergessen bleiben die Reisen zu den Auswärtsspielen, die mit einem alten „Büssing-Diesel-LKW“ mit Planverdeck absolviert wurden. „…So manche Fahrt wurde damit zum Abenteuer, weil die provisorischen Sitzgelegenheiten ganz einfach in den Kurven nicht stand hielten. Aber wir hatten ja damals nichts anderes….“ erinnert sich Werner Pierer. Zu den großen Ereignissen der damaligen Zeit zählten auch die Turniere um den „Pokal der Stadt Wetter/Ruhr“. Rudi Apel, vor dem Krieg selbst Spieler in der „Ersten“ fungierte als Spielleiter, um die Nachwuchsarbeit kümmerten sich u. a. Hugo Hitzig und Fritz Knöfler.
Zur Einweihung des Städtischen Sportplatzes in Meuselwitz wurde ein Freundschaftsspiel gegen den TV Kiel ausgetragen und mit 14 : 11 Toren gewonnen. Bis 1957 konnten in der Liga mittlere bis vordere Plätze belegt werden, kaum eine Gastmannschaft verließ in Meuselwitz als Sieger den Platz.
Doch irgendwann endet jede Erfolgsserie. Mit der Abwerbung einiger Leistungsträger, wie den DDR-Jugendauswahlspieler Fritz Neubert, zu höherklassigen Vereinen und das altersbedingte Ausscheiden anderer Spieler war der Ligaabstieg im Jahre 1958 unvermeidbar. Lange hinterließ dies Resignation; es fehlte auch an guter Arbeit im Nachwuchsbereich. So entstand Ende der 60er Jahre ein „Loch“ in der Geschichte des Meuselwitzer Handballs. Es waren aufopferungsvolle Leute und kluge Köpfe gefragt, die es vermochten, den Meuselwitzer Handball aus der Talsole zu helfen.
Ab 1970 trat dann immer mehr der Hallen-Handball in den Vordergrund. Langsam gelang es dank der Unterstützung der Schulen, der Maschinenfabrik und des vorbildlichen Einsatzes der Sportsfreunde Eberhard Hanisch, Norbert Grundmann, Eberhard Seyfert, Elke Günther und Brunhilde Perchner, die Nachwuchsausbildung der Sektion Handball wieder aufzunehmen und später auch mehrere Kreisspartakiadesiege zu erringen. Erheblichen Anteil an der Entwicklung dieser Zeit hat Hermann Beschta, der sich noch heute als aktives Vereinsmitglied um den Nachwuchs des Meuselwitzer Handballs kümmert.
Es wurden wieder mehrere Altersklassen im männlichen und weiblichen Bereich ausgebildet. Was die Trainingsbedingungen anging, so stand man allerdings weit hinter anderen Handballabteilungen im Kreis zurück; das ehemalige Filmtheater „Metropol“ und der „Lokschuppen“ in Falkenhain mußten als Trainingsstätten herhalten. Ab 1980 boten sich mit der Nutzung der Kulturhalle Zipsendorf günstigere Trainingsbedingungen für alle Altersklassen, ein Spielbetrieb war aber aufgrund der zu geringen Abmaße nicht möglich.
Das gesunde Klima der 80er Jahre drückte sich in 120 Mitgliedern aus. Endlich konnten auch unsere Männer wieder Erfolge verzeichnen. 1981 wurde die „Erste“ um Spielertrainer Reiner Kretzschmar Kreispokalsieger und 1986/87 Meister des Kreises Altenburg.

Meuselwitz wird 1987 Altenburger Kreismeister

Meuselwitz wird 1987 Altenburger Kreismeister

Leider konnte man die Aufstiegsspiele in den Bezirk Leipzig nicht gewinnen. Der Nachwuchs wartete mit vorderen Plätzen in Kreis und Bezirk auf. So konnten im männlichen und weiblichen Nachwuchsbereich mehrere Kreisspartakiadesiege errungen werden. Die Nachwuchsarbeit der 70er und 80er Jahre brachte einige Handballtalente hervor, die es sogar bis in die Bezirksauswahl Leipzig schafften. Spieler(innen) wie Kathrin Beyer, geb. Pietzsch (lange Zeit Bundesliga VfB Leipzig), Dietmar Kriebitzsch oder Rene Höcker (heute aktiv in der I. Mannschaft des HVM) sind Aushängeschilder des Meuselwitzer Handballs.

Kulturhalle in Zipsendorf – Trainingsstätte von 1972 – 2000

Kulturhalle in Zipsendorf – Trainingsstätte von 1972 – 2000

Mit der der politischen Wende in der DDR 1989 kam auch der Umbruch für den Handball in unserer Stadt. Viele gute Akteure verließen aus meist wirtschaftlichen Gründen die Region und somit auch den Meuselwitzer Handball. Die Betriebssportgemeinschaft „Motor“ löste sich auf, einige Sektionen schlossen sich zusammen, andere Sektionen organisierten sich selbst. Den „übrig gebliebenen“ aktiven Handballern konnte die Zukunft ihres Sports in unserer Stadt nicht egal sein. Mit viel Engagement und unter Mithilfe der Stadtverwaltung Meuselwitz und der kräftigen Unterstützung der Volksbank Altenburg eG konnte am 1. Juli 1991 der neue „Handballverein Meuselwitz e. V.“ gegründet werden. Den Vorstandsmitgliedern um den damaligen Vorsitzenden Reiner Löser wurde das Vertrauen der Gründungsmitglieder ausgesprochen. Sportlich sollte mit der jüngsten Meuselwitzer Männermannschaft aller Zeiten ein neuer Anfang gemacht werden. Damals bekam das Team um Spielertrainer Dirk Quaas, welches aus sieben B-Jugend-Akteuren bestand noch deutlich seine Grenzen gezeigt. Im Nachwuchs leisteten Hermann Beschta, Andreas Gentzsch, Birk Nitschack und Matthias Hirsch gute Arbeit.

Hermann Beschta (li.) wird mit seiner D- Jugend Thüringer Landesmeister

Hermann Beschta (li.) wird mit seiner D- Jugend Thüringer Landesmeister

Den größten Erfolg aus jüngster Zeit konnte 1994 die damalige D-Jugendmannschaft verzeichnen, als sich die Jungs gegen die starke Gegnerschaft aus Altenburg, Ronneburg und Gera durchsetzten, damit Ostthüringer Meister wurden und sich für die Landesmeisterschaft in Suhl qualifizierten. Ganz überraschend konnten dort die Vertretungen aus Nordhausen und Werratal bezwungen werden – die 11/12-jährigen unter ihrem Übungsleiter Hermann Beschta wurden Thüringer Landesmeister!
In den neunziger Jahren nimmt der Zulauf in allen Altersklassen zu. So formiert sich nach langer Zeit auch wieder eine zweite Männermannschaft. Im männlichen Jugendbereich ist der HVM in allen Altersklassen präsent. Zunehmend finden auch die Mädchen Gefallen an unserer Sportart. Nach zwei Jahren Nachwuchsarbeit im weiblichen Bereich, aufgebaut durch die Übungsleiterin Elke Günther trennt sich der weibliche Bereich im Jahre 1999 vom HV Meuselwitz und gründet unter dem Namen „Motor“ eine weiteren Handballverein in unserer Stadt. Leider fehlte es zu diesem Zeitpunkt noch an einer ausreichend bemessenen Sporthalle in Meuselwitz, so dass alle Pflichtspiele in Altenburg bestritten werden mussten.

Die Schnaudertalhalle – seit 2000 Spielstätte des HV Meuselwitz

Die Schnaudertalhalle – seit 2000 Spielstätte des HV Meuselwitz

Mit dem Jahrtausendwechsel erfüllte sich dieser Traum für die Meuselwitzer Handballer. Im Mai 2000 wurde die neue, schmucke Schnaudertalhalle eingeweiht. Jetzt zählte der Handballverein Meuselwitz rund 60 Mitglieder aller Altersklassen. Neben dem Männerbereich legen wir weiterhin Wert auf die Nachwuchsarbeit; schließlich sind die Jugendlichen von heute unsere Zukunft. Es werden mehrere Mannschaften im männlichen Nachwuchsbereich ausgebildet.

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